Von ganz unten nach gänzlich broke

Warum „Teller-Wäschern“, wenn man doch bei sommerlichen Temperaturen im Grünen, kiloweise Gold aus dem Rhein, oder der Eder fischen kann, dabei von der Sonne gekitzelt wird und den lieblichen Gesängen der Vögel lauschen kann. Berechtigte Frage. Kann ich dir beantworten. Weil man es eben nicht kann. Jedenfalls nicht kiloweise. Teller waschen ist definitiv lukrativer, wenn es um das reine Geldverdienen geht. Denn Goldwaschen ist sau harte Arbeit und aus kiloweise, wurde für mich in der Realität nach 4 Stunden, nicht einmal ein halbes Gramm an Gold. Warum ich es trotzdem noch einmal und dann noch einmal und dann noch einmal machen möchte… möchte ich dir hier gerne erzählen.

Fakten Fakten Fakten

Als ich zum ersten Mal auf das Thema Goldwaschen in Deutschland gestoßen bin, habe ich das Internet erstmal umgekrempelt, auf den Kopf gestellt und mir ein überaus gefährliches Halbwissen zum Thema angeeignet. Hier ein paar spannende Fakten:

Gold wird schnell zur Faszination für den Menschen, der sich damit beschäftigt. Gold ist die Farbe der Gier und ein Fieber - welches einmal ausgebrochen, für immer brennen wird. Für die Menschheit brannte es, soweit bekannt, zum ersten Mal so um 4600 v. Chr. Da wurde in Mesopotamien bereits Schmuck aus Gold gefertigt. 4600 v. Chr. ? Merkst du was? Da kann keine Papierwährung der Welt mithalten. Gold gilt ja bis heute als Zahlungsmittel. Jede bisherige Papierwährung dagegen, ist irgendwann gegen null gegangen. Nicht umsonst wird Gold noch heute als „der sichere Hafen“ bezeichnet. Gold wird auch heute noch, zu Taufen und Hochzeiten geschenkt. In harten Zeiten kann man seinen Goldschmuck, seine Barren, wie auch seine Münzen zu Geld machen.

Gold ist nahezu unzerstörbar. Man kann es in kleinste Partikel zerlegen, es schmelzen - aber nicht vernichten. Lediglich Königswasser, ein Gemisch aus Salzsäure und Salpetersäure kann Gold auflösen. Für Hochzeitsringe wird bis heute gerne eine Goldlegierung verwendet. Die Symbolik dahinter soll aussagen, dass hier ein Bund für das Leben oder sogar die Ewigkeit eingegangen wird. Wie man weiß, können Ehen nur scheitern, wenn sie mit Königswasser in Berührung kommen. Tragisch, aber auch nicht wahr… Weißt du eigentlich wo dein Zahngold herkommt? Wahrscheinlich nicht. Es ist aber tatsächlich möglich, dass ein Anteil des Goldes, welches in deinem Zahn steckt, einst Bestandteil eines Schmuckstücks war, welches ein Pharao um 4600 v. Chr. um den Hals trug. True Story.

Woher kommt Gold eigentlich? Wächst es im Boden? Auf Bäumen? Alles Gold auf unserem schönen blauen Planeten entstand wohl bei der Kollision zweier Sonnen. Als Goldstaub landete das Gold dann auf der Erde und wurde durch diverse Prozesse verteilt, gebunden, wieder ausgespuckt (Vulkane wie auch Quellen). Man kann also die Behauptung wagen, Gold ist außerirdisch. Auf der Erde ist es selten, nicht künstlich herstellbar (frag einfach mal den Alchemisten deines Vertrauens) und es wird immer schwieriger an das Gold, welches noch in der Erde liegt, heranzukommen. Noch dazu ist es shiny as f*** und daher seit Menschengedenken heiß begehrt.

Wieviel Gold wurde eigentlich bis heute geschürft? Es sind ca. 170.000 Tonnen. Würde man einen Würfel daraus bilden Hätte dieser eine Kantenlänge von ungefähr 21 Metern. Man könnte also sagen, alles gefundene Gold dieser Welt, könnte man in ein Einfamilienhaus packen.

Kennt ihr diese Filme wo Verbrecher eine Bank überfallen und mit einer Sporttasche voller Gold über der Schulter von dannen rennen? Tatsächlich könnten die Verbrecher solch eine Tasche nicht mal ziehen. Ein 12.5kg Barren misst ca. 25x8x4 cm. Einfach mal ausmessen und überlegen, wie viele dieser Barren in eine handelsübliche Sporttasche passen. 20 Barren passen mit Sicherheit. Macht 250kg. Als ich vor kurzem Sand, für die Sandkiste meines Sohnes gekauft habe, kam ich fast an meine Grenzen beim Versuch, die 6 Säcke a 25kg, nach und nach in den Einkaufswagen zu schleppen. Den vollen Einkaufswagen zu manövrieren war… eine Erfahrung. Auf keinen Fall aber hätte ich mir die 6 Säcke auf die Schulter legen und losrennen können.

Gold um den Finger. Gold um den Hals. Gold im Essen. Gold im Sekt. Gold im Handy. Gold im Tresor. Gold ist überall.


Gold wird überall gebraucht und überall gewollt. Du trägst Gold als Schmuck um dich schön zu fühlen, dein Handy trägt Gold in sich um leiten zu können. In Form von Blattgold steht Gold mittlerweile auf unserem Speiseplan und gehört zu einem ausgewogenen Frühstück. In Dubai am Flughafen ziehst du dir, auf deinen Flug wartend, für die kleine Langeweile zwischendurch, einen Goldbarren am Automaten. Dieser steht gleich neben dem Automaten für Süßes und Salziges. Über Gold in der Medizin haben wir ja schon gesprochen. Wie macht dein Zahn? BLING BLING! Ja genau, er ist so shiny.

Sagt dir eigentlich Kintsugi etwas? Kintsugi ist die japanische Kunst, zerbrochene Keramik mit Gold zu reparieren. Deine Katze hat deine Vase runtergeschmissen? Kein Problem. Bestell dir Bei Amazon einen Rasierer und ein Kintsugi Repairkit. Mit dem Rasierer rasierst du die Katze um ein Exempel an ihr zu statuieren und mit dem Repairkit klebst du die Vase an den Bruchstellen zusammen. Die Vase wird nicht aussehen wie neu, durch die gülden schimmernden Bruchstellen wird die Unvollkommenheit hervorgehoben. Es ist eine Kunstform und soll aussagen, dass man aus Fehlhaftigkeit, Schmerzen und Zerstörung neu und schöner als zuvor hervorgehen kann.

Ok, du hast das hier fleißig gelesen, bist jetzt genau so vom Fieber ergriffen wie ich, also denkst du dir: Wie komme ich jetzt günstig an Gold, um endlich ausgewogen Frühstücken zu können!?

Lass uns Goldwaschen gehen.

Beim Goldwaschen macht man sich die hohe Dichte des Goldes zu Nutze. Gold ist schwerer als der umliegende Sand und kann mit einer Waschpfanne mit bestimmten Bewegungen vom Sand und Schutt getrennt werden, so dass man am Ende des Waschvorgangs nur noch das Gold in der Pfanne hat.

Als mir klar wurde, ich will dieses Goldwaschen ausprobieren, fand ich im Internet schnell eine Seite, die Waschkurse anbot. Ich meldete mich mit einem Freund an und wir machten einen Termin aus. An einem sonnigen Sonntag nahmen wir die 2 Stündige Fahrt runter zur Eder in Angriff. An der ausgemachten Stelle der Eder war es wie in meiner Vorstellung, die Sonnenstrahlen kitzelten meine Nase, die Vögel sangen die schönsten Lieder, das Gras war grün, das Wasser war flüssig…. Natur pur. Herrlich. Wirklich.

Wir waren eine Gruppe von 14 Personen. Von 1-99 Jahren war fast alles vertreten. Der Leiter, ein erfahrener Geologe und Goldwäscher, versorgte uns mit dem nötigen Werkzeug (Pfanne, Sieb, Eimer). Gummistiefel und Verpflegung musste jeder selbst mitbringen. Ich hatte statt Gummistiefeln meine Neoprenschuhe dabei, welche ich sonst für Tauchgänge benutze.

Bevor es mit dem Waschen losgehen konnte erzählte der Geologe uns in einem 30 minütigen Vortrag vieles über Gold und das Goldwaschen. Dann konnte es endlich losgehen. Der Geologe machte uns alles einmal vor und schwirrte anschließend zwischen den Personen umher um zu helfen und Fragen zu beantworten. Man stellt sich ans Ufer oder leicht ins Wasser, haut den Spaten in die Erde und befüllt seinen Eimer, auf dem ein Sieb liegt um grobes Material direkt auszusortieren. (große Nuggets wird man in Deutschland nicht finden weshalb es sich nicht lohnt, die Siebe zu kontrollieren). Die Kür bildet das Goldwaschen in der Pfanne. Die Bewegungen muss man erst einmal verinnerlichen, ansonsten hat man am Ende ganz einfach nichts in der Pfanne. Auch muss man genau hinschauen, denn wir reden von Goldflittern, diese sind winzig und werden dann mit einer Pipette aus der Pfanne gezogen und anschließend in eine kleine Glasampulle gegeben.

Diese darf man am Ende des Tages mit nach Hause nehmen, dazu gibt es ein „echtes“ Goldgräberzertifikat, was vor allem Kindern ein Lächeln auf die Lippen zaubern dürfte. Stolz wie Oskar wirkten die Kinder in der Gruppe. Ich kann so einen Goldwaschkurs wirklich empfehlen, denn man verbringt einen Tag in der Natur, lernt neue Menschen kennen, eignet sich neues Wissen und neue Fähigkeiten an und wenn man das erste Mal die Goldflitter in der Pfanne sieht gibt es diesen magischen Moment, in dem der Funke, das Fieber auf dich überspringt. Plötzlich sind 4 Stunden viel zu schnell vorbei und erst auf der Rückfahrt im Auto merkst du, wie ausgepowert du tatsächlich bist.

Noch heute gucke ich mir die Flitter, welche ich mitnehmen durfte, gerne an. Und dieses Jahr werde ich noch einmal an einem Goldwaschkurs teilnehmen, der gute Thomas von KDL wird mich begleiten und mit mir zusammen davon berichten.

Was das reich werden angeht: Hätte ich die Flitter verkauft, wären sicher 2-3 Euro dabei rumgekommen. Nach 4 Stunden Waschen. Und insgesamt 4 Stunden Autofahren. Wir arbeiten hier also weit unter Mindestlohn, weshalb man hier ganz klar von einem Hobby oder einem Erlebnis sprechen muss, welches sich aber meiner Meinung nach wirklich lohnt. Wenn man dann noch die Spritkosten und die Teilnahmegebühr dazurechnet wird es dramatisch. Hier wird also nicht Lebenszeit gegen Geld getauscht sondern Lebenszeit einfach nur genossen, was manchmal wichtiger ist als Geld verdienen.

Ich hoffe der Artikel hat dir gefallen und noch mehr hoffe ich, dass du demnächst Goldwaschen gehst, ob alleine, mit Mama und Papa, mit deinen eigenen Kindern, mit deiner / deinem Liebsten oder einer ganzen Gruppe.

Ich wünsche dir viel Spaß im Kampf gegen die Langeweile.

Um auf den Geschmack zu kommen…

habe ich hier eine kleine Liste für dich:

  • Youtubekanäle: Goldwaschen in Deutschland / PioneerPauly
  • TV Serien: Yukon Gold / Goldrausch in Alaska
  • Filme: Gold – Gier hat eine neue Farbe (beruht auf einer wahren Begebenheit)
  • Goldwaschkurse: www.goldwaschen-am-rhein.de (Rhein) www.goldwelten.de (Eder)